
vor bald acht jahren, im april 1998, kam ein seltsames blättchen in umlauf: wenige seiten auf sehr dünnem, luftpostartigem gelbem papier, texte unterschiedlicher art zu themen, die eher von den rändern gesellschaftlicher aufmerksamkeit kamen, als aus ihrem zentrum, versammelt unter dem unerklärlichen titel "finger". dahinter steckten martin brandt und andreas wolf, zwei ex-studenten der fkn, sowie zwei ihrer freunde aus frankfurt. im laufe der jahre sind 14 oder 15 finger erschienen, stets dem besonderen im alltäglichen gewidmet, getragen von der achtung gegenüber einfallsreichen lösungen im kleinen, von der bewunderung dafür, dass es menschen gibt, die ohne weitergehende absichten, vielleicht sogar absichtslos, gesellschaft gestalten. das mag trocken klingen, ist jedoch voller perlen kreativen geistes jenseits von kunst. folgerichtig wurde nun eine auswahl der beiträge als buch vorgelegt und da die finger nicht nur neugierig in die welt gestreckt werden, sondern auch verbindungen halten, ist eines der vier vorworte darin von ihrem ehemaligen fkn-dozenten rené straub. darin heisst es: "sind finger nun als redakteure künstler? und warum arbeiten sie auf diese irgendwie klandestine weise? die zweite frage zuerst: so arbeitet man, wenn die skepsis in konventionelle kunstformen so gross wurde, dass man ihnen nicht mehr viel zutraut, vor allem keine weitere gesellschaftliche bedeutung. und dann zur ersten frage: ja, sie sind künstler. sie nutzen genau den freiraum aus, den ihnen kunst gibt. sie sind niemand verpflichtet, ausser sich und ihren selbst gesetzten themen. sie haben zugleich erkannt, dass künstlerinnen und künstler nicht symbolische stellvertreter einer gesellschaftlichen idee sein müssen, wenn an anderer stelle die realisierung der idee schon in angriff genommen wird. und die idee, um die es geht, ist noch immer der uneingelöste traum der moderne: der traum von freier, selbst bestimmter tätigkeit in einer von verwertungszusammenhängen emanzipierten gesellschaft." einiges von dem, was da an schätzen verborgen ist, findet sich auch unter
fingerweb. die seite macht appetit.